Die Bewusstseinsschritte

Warum reicht es eigentlich nicht nur die Realität zu erkennen?

17 Jan 2023

Die drei Bewusstseinsschritte:

Zu Bewusstsein gehört mehr als nur das Erkennen der Realität. Doch was genau gehört eigentlich zu echtem Bewusstsein dazu?

Für mich persönlich besteht Bewusstsein aus drei Schritten:

  1. Das Erkennen
  2. Das Einordnen
  3. Die Handlung

 

Schritt 1: Das Erkennen

Jeder von uns lebt in seiner eigenen Realität und ist dementsprechend mehr oder weniger weit entfernt von der objektiven Realität – zumeist ohne es zu wissen. Denn unsere Realität ist nun mal unsere Realität.

Häufig können wir bei anderen besser als bei uns beobachten, wie sehr zwei Realitäten voneinander abweichen, z.B. wenn sich ein Paar streitet und wir unabhängig die Version der einzelnen Parteien hören. Obwohl sich die Versionen teilweise komplett voneinander unterscheiden, ist die jeweilige Version tatsächliche Realität für die Person, die sie erzählt.

D.h. wenn er sagt: „sie ist schuld, weil das und das passiert ist.“ Und sie sagt: „Er ist schuld, weil er das und das nicht verstanden hat.“ Übersehen beide, dass die Wahrheit zumeist irgendwo dazwischen liegt und jeweils durch die eigenen Erfahrungen, das Begriffsverständnis etc. eingefärbt wurden.

Wir können sogar mit einer anderen Person über etwas reden, weil wir die gleichen Begriffe nutzen und im Endeffekt völlig aneinander vorbei reden, weil wir den gleichen Begriff unterschiedlich verstehen.

Die Realität bei einem Thema zu erkennen ist also der erste Schritt um ein tatsächliches Bewusstsein zu entwickeln.

Schritt 2: Die Einordnung  

 

Wenn wir uns dabei ertappen, dass wir lange Zeit in einem bestimmten Bereich an der Realität vorbei gelebt haben, kommt Schritt 2: die Einordnung.

  • Warum tue ich, was ich tue?
  • Was verspreche ich mir davon so zu denken/agieren?

Nehmen wir z.B. das Thema „Opferrolle“. Jeder von uns fühlt sich in irgendeinem Bereich des Lebens als Opfer. Das Erkennen wir vor allem daran, dass wir uns in dem Bereich aufgrund der äußeren Umstände handlungsunfähig fühlen.

Doch indem wir erst einmal erkennen, dass wir uns in genau diesem Bereich handlungsfähig erklären, können wir uns damit auseinandersetzen, warum das so ist.

D.h. bin ich wirklich handlungsunfähig oder ist es für mich leichter handlungsunfähig zu sein, als nach einer Lösung zu suchen und einen Ausweg aus meiner früheren Realität zu finden. Denn letzteres ist zunächst einmal anstrengend, aber auch unsicher, denn wir müssen neue und unbekannte Pfade beschreiten.

Schritt 3: Das Handeln

Wenn wir das Problem erkannt und eingeordnet haben, folgt Schritt 3 die Handlung. Doch es geht nicht um irgendeine Handlung. Sondern um die tatsächlich richtige Handlung, um das Problem wirklich zu lösen. Denn wenn wir in der alten Realität verstecken, werden wir auch immer und immer wieder versuchen das erkannte Problem mit der immer wieder gleichen Handlung lösen zu wollen. Ein sehr aussichtsloses Unterfangen.

Nehmen wir z.B. an du erkennst, dass du dir immer und immer wieder den falschen Partner anlachst. Du kannst diese Handlung einordnen in deinen unbefriedigten Wunsch nach Nähe und einen unterbewusstes „Ich hab es auch nicht besser verdient.“ Wenn die darauf folgende Handlung allerdings ist, dir einfach wieder einen Partner zu suchen („aber diesmal den richtigen!“), dann hast du Schritt 1 und Schritt 2 des Bewusstwerdens abgeschlossen, aber nicht Schritt 3, die richtige Handlung.

Denn leider reicht es nicht nur zu wissen, was mit einem nicht stimmt. Man muss auch tatsächlich daran arbeiten diese Lücken zu schließen.

Und genauso geht es auch in den anderen Bereichen unseres Lebens. Wir kommen nicht voran, wenn wir das Erkannte nicht auch tatsächlich in Handlung übersetzen.

Doch die richtige Handlung zum eigentlichen Problem zu finden, ist genauso schwer, wie das Erkennen der Realität im ersten Schritt und benötigt ab und zu Unterstützung, damit der Blick aus der eigenen Realität heraus möglich wird.